Chancengleichheit an deutschen Schulen

Tipps

Es ist wieder so weit: In den ersten Bundesländern sind die Sommerferien zu Ende und nach sechs Wochen Pause geht der Unterricht an den Schulen wieder los. Damit jedes Kind die gleiche Chance hat, einen Schulabschluss zu machen, einen Beruf zu erlernen und später eine Arbeit auszuführen, besteht in Deutschland Schulpflicht.

Doch zu oft versagt das Schulsystem – und so haben 2017 bundesweit 6,9 % eines Jahrgangs die Schule ohne einen Abschluss verlassen. Aber woran liegt es, dass diese Jugendlichen den Hauptschulabschluss nicht bestehen? Wo muss das Schulsystem verbessert werden? Ist Chancengleichheit überhaupt möglich?

Bildungschancen in Deutschland – wie ist unser Schulsystem aufgestellt?

Durch das föderale System in Deutschland ist das Schulsystem in jedem Bundesland anders geregelt. In den meisten Bundesländern werden die Kinder mit sechs Jahren eingeschult und gehen dann vier oder sechs Jahre zur Grundschule. Nach der Grundschule wird auf Grundlage der Leistungen eine Empfehlung für eine passende weiterführende Schule gegeben. Als weiterführende Schulen stehen das Gymnasium, die Realschule, die Hauptschule und die Gesamtschule zur Auswahl. In vielen Bundesländern, so auch in Berlin, wurden die Real- und Hauptschulen zusammengelegt und heißen nun Sekundarschule. Hier können alle Abschlüsse bis zum Realabschluss, an einer Gesamtschule wiederum alle Abschlüsse bis zum Abitur gemacht werden.

Welche Abschlüsse gibt es an deutschen Schulen?

In Deutschland können insgesamt vier verschiedene Schulabschlüsse erlangt werden. Das Abitur, das an Gymnasien und Gesamtschulen abgelegt wird, und die Fachhochschulreife, die beispielsweise an Fachhochschulen erlangt werden kann, berechtigen die Schülerinnen und Schüler dazu, ein akademisches Studium aufzunehmen. Mit dem Mittleren Schulabschluss, auch Realschulabschluss genannt, der an Sekundarschulen, Gesamtschulen und Realschulen gemacht wird, kann eine Berufsausbildung begonnen werden. Mit dem Hauptschulabschluss bzw. qualifizierenden Hauptschulabschluss, der an einer Hauptschule oder einer Sekundarschule erlangt wird, aber auch an jeder anderen Schule mit weiterführenden Abschlüssen, kann ebenfalls eine duale Berufsausbildung begonnen werden. In vielen Bundesländern ist es zusätzlich möglich, einen erweiterten Hauptschulabschluss zu machen, der es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, in die gymnasiale Oberstufe zu wechseln.

Warum bekommen manche Jugendliche keinen Abschluss?

Obwohl Bildung in einem industriell sehr fortgeschrittenen Land großgeschrieben werden sollte, gibt es auch in Deutschland Schüler*innen, die keinen dieser Schulabschlüsse erlangen. Dies ist der Fall, wenn Jugendliche die Schule ohne einen Abschluss beenden, weil sie die achte oder neunte Klasse nicht bestanden haben. Um dem entgegenzuwirken, sind eine gute Förderung und Sozialarbeit an Schulen nötig. Denn viele Jugendliche, die den Schulabschluss nicht schaffen, sind in der Grundschule noch motiviert und verlieren auf der weiterführenden Schule aus unterschiedlichen Gründen den Anschluss. Eine individuelle Förderung im Zusammenhang mit sozialer Arbeit an Schulen kann diesen zusätzlichen Faktoren frühzeitig entgegenwirken.

Chancengerechtigkeit ohne Schulabschluss, geht das?

Beenden Jugendliche die Schule ohne Abschluss, können sie durch spezielle Förderungen von Hilfsorganisationen, begleitete Praktika und Bildungsmaßnahmen des Arbeitsamtes ausgebildet werden, sodass sie eine gerechte Chance auf dem Arbeitsmarkt haben. Tatsächlich bekommen viele aber eine Anstellung im Niedriglohnsektor, wo ein höheres Armutsrisiko besteht.

Durch Initiativbewerbungen können Schulabbrecher*innen trotzdem versuchen, eine Ausbildung zu bekommen. Dabei kann auch die Einstiegsqualifizierung (EQ) unterstützen, eine Art Praktikum über mehrere Monate, das Abbrecher*innen auf eine Berufsbildung vorbereiten soll. Weitere Möglichkeiten bieten das BVJ und das BGJ: Das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) findet an einer Berufsschule statt, wo über Praktika und verschiedene Phasen unterschiedliche Berufsbereiche kennengelernt werden, sodass sich die Jugendlichen beruflich orientieren und sich auf eine Ausbildung vorbereiten können. Das Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) ist für Jugendliche gedacht, die zwar nicht mehr der Schulpflicht unterliegen, aber keinen Abschluss erlangen konnten. Sie können an einer berufsbildenden Schule Grundkenntnisse zu einer Auswahl bestimmter Berufsfelder erlangen. In manchen Bundesländern reicht hier ein bestimmter Notendurchschnitt, um den Hauptschulabschluss nachzuholen.

Letzte Lösung Nichtschülerprüfung?

Die Nichtschülerprüfung ist das Ablegen einer Prüfung für einen Schulabschluss, ohne an einer Institution als Schüler*in gemeldet zu sein. Für die Nichtschülerprüfung müssen sich die Prüflinge die Lehrinhalte autodidaktisch beibringen und können somit jeden Schulabschluss nachholen. Jedoch empfiehlt es sich, sich dabei von einem freien Bildungsträger begleiten zu lassen, damit die Prüfungsinhalte von Lehrkräften vermittelt werden, die einschätzen können, ob die Prüflinge gut vorbereitet sind.

Unterschiedliche Bildung führt zur Chancenungleichheit

Mit den vielen verschiedenen Bildungs- und Abschlussmöglichkeiten in Deutschland versucht das Schulsystem auf Einzelne einzugehen und allen eine solide Grundausbildung zu vermitteln. Und trotzdem sind die Bildungschancen in Deutschland nicht gleichmäßig verteilt. So spielt die Herkunft, das Geschlecht oder der Beruf der Eltern weiterhin eine wesentliche Rolle. Studien zeigen, dass Kinder aus einer höheren sozialen Schicht mit Eltern, die Akademiker sind, eher das Abitur machen. Gleichzeitig machen mehr Schüler*innen aus Familien mit Migrationsgeschichte einen Hauptschulabschluss oder gar keinen Abschluss. Zudem sind die Bildungsunterschiede zwischen den Bundesländern sehr hoch, wodurch den Kindern bei bundesländerübergreifenden Umzügen zusätzliche Schwierigkeiten bereitet werden.

Chancen für ein besseres Bildungssystem

Um diesem teilweise sehr unfairen System entgegenzuwirken, hat es sich die Chancenstiftung zur Aufgabe gemacht, sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler aufzufangen. Durch Nachhilfe soll ihnen die Motivation zum Lernen zurückgegeben werden, sodass ihnen die Schule wieder Spaß macht und dem Schulabschluss nichts mehr im Wege steht. Wenn Sie diese Nachhilfe für Kinder und somit auch die Chancengleichheit unterstützen möchten, spenden Sie noch heute!

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