In der Arbeit der Chancenstiftung zeigt sich immer wieder eindrücklich, dass die Lernmotivation maßgeblich über den schulischen Erfolg bzw. Misserfolg von Kindern und Jugendlichen entscheidet. Unsere Erkenntnis: Das Lernen in Kleingruppen und das Berücksichtigen persönlicher Bedürfnisse, das Erfahren von Selbstwirksamkeit und das Feiern von Erfolgserlebnissen kann die Lernmotivation steigern.
So berichten unsere Lehrkräfte nach 12 Monaten Förderung durch die Chancenstiftung zum Beispiel: „Der Schüler geht deutlich motivierter und selbstsicherer an Aufgaben heran. Er hat eine gute Frustrationstoleranz entwickelt und bleibt auch bei Misserfolgen dran.” Oder: „Das Engagement und die Hingabe des Kindes für den schulischen Erfolg sind inzwischen beeindruckend und haben zu ausgezeichneten Ergebnissen geführt. Das Kind ist äußerst motiviert und stellt stets zusätzliche Fragen, um sein Verständnis zu vertiefen und seine Kenntnisse zu erweitern.”
Aus unseren Erfahrungen haben wir 6 Tipps für Eltern und Betreuungspersonen abgeleitet, um die Lernmotivation von Kindern auch zu Hause zu fördern.
Mehr als nur die Fortsetzung des Unterrichts: Lernmotivation zu Hause
Eines vorweg: Die Frage, wie Eltern die Lernmotivation ihres Kindes steigern können, ist eine sehr individuelle. Wann ein Kind besonders aufnahmefähig ist, welche Umgebung ihm guttut, wie viel Stoff auf einmal für es sinnvoll ist oder welche Lernform am besten zu ihm passt – all das kann sich unterscheiden. Solche persönlichen Bedürfnisse finden im Schulalltag oft nur wenig Raum. Eltern können hier gezielt ansetzen, indem sie jene Aspekte aufgreifen, die zu Hause anders gestaltet werden dürfen. Häufig löst das schon einen spürbaren Motivationsschub aus.
1. Der richtige Ort zur richtigen Zeit
Lernen braucht nicht immer den klassischen Schreibtisch im Kinderzimmer. Manchmal ist genau dieser Ort mit negativen Erfahrungen verbunden – zu viel Druck, zu wenige Erfolgserlebnisse. In solchen Fällen kann ein Ortswechsel Wunder wirken: die Matheaufgaben am Küchentisch erledigen, eine Vokabelrunde auf dem Sofa absolvieren oder eine kleine Lesestunde am Fenster einlegen. Beobachten Sie, wo sich Ihr Kind besonders gut konzentrieren kann. Machen Sie diesen Ort zu einem festen Lernplatz.
2. Erfolgreich in Etappen
Für Erwachsene mag das Erledigen einer Seite Hausaufgaben nichts Besonderes sein, für Kinder kann dies wie ein unüberwindbarer Berg wirken. Ein Plan mit überschaubaren, klar abgegrenzten Aufgaben hilft, das Lernen in Etappen anzugehen. Je nach Verlauf darf dieser Lernplan auch noch einmal angepasst werden. Ein großer „Lern-Elefant“ lässt sich leichter bewältigen, wenn er in kleine Stücke zerlegt wird. Feiern Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, wenn ein Etappenziel erreicht ist. Ein „Du hast das heute richtig gut durchgezogen“ wirkt oft stärker als große Belohnungen.
3. Selbstwirksamkeit statt Abhängigkeit
Kinder, die erleben, dass sie selbst etwas bewirken können, sind langfristig motivierter. Eltern und Betreuungspersonen sollten nicht jede Hausaufgabe kontrollieren oder Lösungen vorgeben. Deshalb: Geben Sie Verantwortung ab! Mit Fragen wie „Mit welcher Aufgabe willst du anfangen?“ oder „Wie möchtest du das lösen?“ stärken Sie das Vertrauen Ihres Kindes in die eigenen Fähigkeiten. Denn wer sich selbst zuständig fühlt, entwickelt Stolz, Ausdauer und Eigeninitiative.
4. Lernzeiten an den eigenen Rhythmus anpassen
Jeder Mensch hat Phasen, in denen er besonders leistungsfähig ist. Beobachten Sie, wann Ihr Kind am aufmerksamsten ist. Versuchen Sie, gemeinsam mit ihm die Lernzeiten entsprechend anzupassen. Nach der Schule braucht es vielleicht erst einmal etwas Ruhe oder Bewegung an der frischen Luft, um danach gestärkt an die Aufgaben heranzugehen. Auch Abendstunden dürfen als kleine Lernfenster ausprobiert werden – mit guten Chancen auf einen zusätzlichen Motivationsschub. Fragen Sie Ihr Kind zum Beispiel: „Möchtest du lieber gleich schlafen oder noch 15 Minuten lesen?“.
5. Spielerisch lernen
Lernen muss nicht immer still, ernst und formell sein. Viele Kinder lernen besonders gut, wenn sie spielerisch an neue Themen herangeführt werden. Das gemeinsame Suchen nach Adjektiven in einem Comic, ein Kartenspiel zur Wiederholung von Zahlen oder eine spannende App – verbinden Sie das Lernen für Ihr Kind mit Spiel, Spaß oder Bewegung! Auf diese Weise fördern Sie nicht nur sein Wissen, sondern verknüpfen das Lernen auch mit positiven Emotionen. Für die meisten Kinder entstehen zusätzliche Anreize, wenn sie Punkte sammeln oder kleine Wettbewerbe austragen können. Das macht Fortschritte greifbar und motiviert zum Dranbleiben.
6. Gemeinsam wirken
Nicht jedes Kind lernt gern alleine. Die Anwesenheit von Eltern, die selbst arbeiten oder Familientermine planen, kann bereits motivierend wirken. Kinder sehen, dass Erwachsene gleichfalls ihren Verpflichtungen nachgehen. Unser Vorschlag: Treffen Sie eine Lernverabredung mit Ihrem Kind, bei der Sie zuerst gemeinsam arbeiten und dann miteinander spielen.
Die Chancenstiftung legt bei ihrem Stipendienprogramm gleichfalls Wert auf das Lernen in Kleingruppen, da dies nicht nur die Teamfähigkeit fördert, sondern den Kindern auch das Gefühl gibt, nicht allein mit ihren Problemen zu sein. Zu unserem Stipendiaten Erich etwa schreibt seine Lehrerin: „Das sichere Unterstützungsnetz während des Stipendiums hat ihn motiviert, sein bereits vorhandenes Wissen zu vertiefen und weiter zu lernen. Ebenso konnte er in der Lerngruppe soziale Kontakte finden und an Selbstbewusstsein dazugewinnen.“

Informationen unserer Bildungspartner
Weitere Tipps zur Steigerung der Lernmotivation Ihres Kindes hält auch unser Bildungspartner, die Schülerhilfe, bereit. Außerdem werden Gründe für fehlende Lernmotivation aufgezeigt. Hier geht’s zum Artikel. Viel Freude beim Lesen!