Zukunftschancen trotz Corona

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Schulstoff verstanden, Aufgaben erledigt, Kinder und Nachhilfelehrer*innen glücklich. Marion Deckert setzt alles daran, um dies für die Stipendiatinnen und Stipendiaten der Chancenstiftung auch während der Corona-Pandemie mit Schulschließungen und Distanzunterricht, Kontaktbeschränkungen und strengen Hygieneregeln möglich zu machen.

Damit sind sie und ihr Team vom Lernstudio Barbarossa in Berlin-Schöneweide nicht nur ein wichtiger sozialer Anker für die Kinder und Jugendlichen, sondern machen auch einen Unterschied für deren weitere Schullaufbahn und Zukunft.

„Wir haben die Ärmel hochgekrempelt und sind kreativ geworden, um den Kindern so gut wie möglich zu helfen“, antwortet Marion Deckert auf die Frage, wie sie und ihr Team Nachhilfeunterricht in Zeiten von Corona meistern. Die 59-Jährige ist die Inhaberin des Lernstudios Barbarossa in Berlin-Schöneweide und betreut derzeit sechs Stipendiat*innen der Chancenstiftung. Schnell, flexibel, ideenreich – was die Bildungsverantwortlichen dieses Landes in den Augen vieler dieser Tage vermissen lassen, Marion Deckert legt es an den Tag. Zugegeben, die Umsetzung im Lernstudio mag einfacher sein als in der Schule, selbstverständlich ist dieses Engagement dennoch nicht. Für jedes Kind haben Deckert und ihr Team eine individuelle Lösung gefunden, die Bedingungen des Unterrichts so gut wie möglich den Bedingungen zu Hause angepasst. Nicht umgekehrt.

Moderne Lernwelt trotz Krise

Es reicht nicht, den Kindern die Geräte einfach in die Hand zu drücken.

Laptops und Tablets aus dem Lernstudio wurden unbürokratisch an Kinder und Jugendliche verliehen, die zu Hause keine haben. Denn nur damit können sie online am Unterricht teilnehmen. Vorher gab es eine Einweisung. „Es reicht nicht, den Kindern die Geräte einfach in die Hand zu drücken. Man muss ihnen auch erklären, wie sie damit umgehen. Denn woher sollen sie das wissen, wenn sie bisher keinen Zugang dazu hatten“, so Deckert. An dieser Stelle wird deutlich: der Alltag von Kindern aus weniger privilegierten Elternhäusern hat mit dem der so gerne beschriebenen „Digital Natives“ oft nur wenig zu tun. Marion Deckert tüftelt auch hier bereits an einer Lösung. Zukünftig möchte sie digitale Lernangebote noch stärker in den Nachhilfeunterricht integrieren, um die Digital- und Medienkompetenz ihrer Schützlinge zu fördern. Sie möchte ihnen zeigen, wie sie Tablets als kreative Werkzeuge zu ihrem Vorteil nutzen können – statt nicht immer nur zu „daddeln“.

Gemeinsam gegen die „Bildungskatastrophe“

Für die Schwestern Zakieh und Avin, zehn und elf Jahre alt, geht es in dieser Krise um nicht weniger als ihre Bildungs- und Zukunftschancen. Mit ihren Eltern und ihrem Bruder sind die beiden vor fünf Jahren aus Syrien nach Deutschland geflohen – und haben bisher eine beeindruckende Entwicklung hingelegt. Die Corona-Krise aber hat die Mädchen ausgebremst. Im August 2020 schreiben sie an die Chancenstiftung: „Die Schule war lange nicht offen. Wir möchten gerne wieder lernen, aber Papa und Mama können uns leider nicht helfen“. Zwei Sätze, die den Zahlen und Umfragen zu Bildungsgerechtigkeit in der Corona-Pandemie Gesicht und Geschichte geben. Geht es nach den Zahlen und Umfragen, sieht der Fortgang der Geschichte für Kinder wie Zakieh und Avin, die in Deutschland ohnehin von Armut und Ausgrenzung bedroht sind, nicht rosig aus.

Laut einer repräsentativen Umfrage der Vodafone Stiftung befürchtet die Hälfte der Lehrkräfte (51 Prozent), dass sich bestehende soziale Ungleichheiten bei Schülerinnen und Schülern durch die Schulschließungen weiter verschärfen werden. Bei einer Umfrage für das Deutsche Schulbarometer Spezial teilen diese Befürchtung sogar 80 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer. Der Erziehungswissenschaftler Professor Klaus Zierer spricht gar von einer drohenden „Bildungskatastrophe“.

Stolz und glücklich

Ein glückliches Gesicht und ein Lächeln der Kinder, wenn sie den Lehrstoff verstanden haben und ihre Aufgaben erledigen können, macht auch mein Team und mich stolz und glücklich!“.

Gemeinsam mit der Chancenstiftung sind Marion Deckert und ihr Team angetreten, diese Katastrophe für Zakieh und Avin zu verhindern. Weil die beiden weder Zugang zu digitalen Endgeräten noch WLAN haben, dürfen sie unter Beachtung der Abstands- und Hygienevorschriften auch jetzt ins Lernstudio Barbarossa in der Spreestraße 27 in Berlin-Schöneweide kommen. Denn würden sie hier nicht lernen, wo und wie dann? Die Eltern können ihre Töchter nur begrenzt unterstützen und auch seitens der Schule gibt es keine zusätzliche Förderung. Dazu kommt: Wie die meisten Kinder sind Zakieh und Avin nicht darin geübt, sich Schulstoff komplett selbstständig zu erarbeiten.

Finanziell rentabel ist das zusätzliche Engagement in der Krise für das Lernstudio nicht, es lohnt sich trotzdem, findet Marion Deckert: „Ein glückliches Gesicht und ein Lächeln der Kinder, wenn sie den Lehrstoff verstanden haben und ihre Aufgaben erledigen können, macht auch mein Team und mich stolz und glücklich!“.

Die Chancenstiftung bedankt sich von Herzen bei allen Kooperationspartnern, Nachhilfeinstituten und Lernstudios für das Engagement und den Zusammenhalt in der Corona-Krise.

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