Teamfähigkeit und Bildung

Zukunftskompetenzen

„Mohammed hat eine beeindruckende Entwicklung durchgemacht. Er hat nicht nur sein Verhalten in der Nachhilfe verbessert und Freunde gefunden, sondern zeigt sich auch hilfsbereiter gegenüber anderen Schüler*innen.” Auch seine Lernmotivation habe man zusätzlich verbessern können.

Mit diesem Bericht über die Entwicklung eines 12-jährigen Schützlings bringt dessen Nachhilfelehrkraft bei der Chancenstiftung bereits einen wichtigen Aspekt der Teamfähigkeit als Zukunftskompetenz oder „Future Skill“ auf den Punkt: Die Zusammenarbeit in Gruppen beim Lernen und Bearbeiten von Aufgaben fördert Fähigkeiten weit über die reine Wissensvermittlung hinaus.

Die Teamfähigkeit berührt das über die letzten beiden Jahrzehnte etablierte pädagogische Konzept der Interpersonalen Intelligenz. Soziale Kompetenzen, wie sie Teams inne wohnen, dürften dem Anspruch zuträglich sein, „sich in hochdynamischen und komplexen Netzwerkgesellschaften immer wieder neu zu verorten” – wie ihn die jüngst gegründete Allianz für Future Skills des Stifterverbandes aufgreift – zusammen mit einer Wiedergabe von Zielen, die die Kultusministerkonferenz nennt.

Das Team – ein aus dem Englischen entlehntes Wort, das Gruppe oder Familie bedeuten kann – bezeichnet in der Soziologie eine Einheit bestehend aus mindestens zwei Personen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen oder eine bestimmte Aufgabe erfüllen. Die Fähigkeit, sich in ein Team einzufügen und gut zusammenzuarbeiten, lässt sich in verschiedene Aspekte unterteilen, methodisch bewerten und gezielt unterstützen.

Teamfähigkeit zählt zu den meist genannten Future Skills, entsprechend nachvollziehbar erscheint ihre Vermittlung und Pflege deutlich vor dem Eintritt ins Erwachsenenalter oder dem Beginn einer beruflichen Tätigkeit. Doch wie sieht es mit der Berücksichtigung von Teamfähigkeit im Unterricht im ganz normalen Schulalltag aus?

Teamfähigkeit als wichtige soziale Kompetenz beim Lernen

Die Fähigkeit, im Team zu arbeiten, setzt sich aus unterschiedlichen sozialen Kompetenzen zusammen. Grundsätzlich ist sozial kompetentes Verhalten die Fähigkeit, effektiv und einfühlsam mit anderen zu kommunizieren und zu interagieren, wobei soziale Normen und die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt werden. Das beinhaltet zum einen, andere Meinungen und Perspektiven zu verstehen und zu respektieren und gleichzeitig die eigene Meinung und Perspektive präzise auszudrücken. Zum anderen, konstruktives Feedback und Kritik anzunehmen und zu geben und gleichzeitig mögliche Konflikte produktiv und konstruktiv zu lösen.

Das „Deutsche Schulportal“ der Robert Bosch Stiftung teilt das, eng mit der Vermittlung von Teamfähigkeit in der Schule verbundene, kooperative Lernen in fünf Basiselemente:
Positive Interdependenz, Individuelle Verantwortlichkeit, Direkte Interaktion, Soziale Kompetenzen und den gezielten Umgang mit Reflexionsphasen.

Etwas weniger abstrakt geht es zum Thema „Austausch als Team“ auch, nur wächst dann schnell die Zahl der Einzelaspekte. Die Wirtschaftspsychologische Gesellschaft etwa nennt „Wertschätzend mit anderen kommunizieren“, „Ideen und Gedanken einbringen für die Gruppe“, „Ansprechen, wenn man etwas nicht versteht oder kann, um zu lernen“ und insgesamt 16 Punkte in ihrer Definition von Teamfähigkeit.

Die unterschiedlich detaillierten Definitionen vereint die Anforderung an Kinder und Jugendliche, zu lernen, wie man einen akzeptablen Kompromiss zwischen sozialer Anpassung und den eigenen Bedürfnissen verwirklicht. Dieser Balanceakt ist durchaus herausfordernd und erfordert gezielte pädagogische Unterstützung.

Möglichkeiten und aktuelle Grenzen der Arbeit an Teamfähigkeit im Schulalltag

Die Bildungsforscherinnen Katja Adl-Amini und Vanessa Völlinger betonen die Wichtigkeit der Umsetzung der oben genannten fünf Basiselemente, in einer Praxisbetrachtung werde dem jedoch nur selten in Gänze nachgekommen.

Auch auf der Auswertungsebene veranschaulicht z.B. ein Vorschlag des Projekts „Media 4 Teens & Schools” wie vergleichsweise komplex es werden kann. Individuelle Entwicklungen und Lernfortschritte der verschiedenen Teammitglieder sollen durch die dort verwendete Balanced Scorecard für Schüler-Projektteams auch bei einer Benotung angemessen gewürdigt werden. Dies gelingt und bietet viel Raum für die Anerkennung unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade, Aufgabenmodi und Zeitaufwände. Nur scheint der Benotungsaufwand gegenüber einer herkömmlichen Individualarbeit deutlich zu steigen –  mit entsprechenden Konsequenzen für die aufzuwendenden Ressourcen seitens der Lehrer*innen.

Lehrer*innen und pädagogische Fachkräfte können ihre Schüler*innen durch Gruppenaktivitäten und Projektarbeiten gezielt bei der Entwicklung von Teamfähigkeit unterstützen. Sie können beispielsweise dazu beitragen, eine respektvolle und inklusive Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Sie können dazu ermutigen, Verantwortung zu übernehmen und die interpersonellen und sozialen Fähigkeiten von Schüler*innen zu verbessern, indem sie gemeinsam Ziele vereinbaren und Probleme lösen müssen. Um die Entwicklung von Teamfähigkeit nachhaltig zu gestalten, ist es zudem sinnvoll, wenn nicht unerlässlich, Projekte und Gruppenarbeiten auszuwerten. Dabei kann das konstruktive Feedbackgeben von Lehrkräften unterstützend wirken.

Einsatzmöglichkeiten von Gruppenarbeit und kollaborativem Lernen in der Schule

Wie setzt man Teamarbeit und das wirklich gemeinsame Lösen einer Aufgabe im Klassenraum-Alltag um? Wer sich online umsieht, erhält unterschiedliche komplexe und kontinuierliche Vorgehensvorschläge um sich dem „Future Skill“ zu nähern:

Ressourcen für den schnellen, punktuellen Einsatz von teamarbeits-bezogenen Aufgaben finden sich etwa bei Lehrer-Online, teamazing oder fobizz. Allerdings steht hier eher die Vermittlung des Themas „Teamarbeit“ als Lehrstoff im Vordergrund. Für eine fortlaufende Integration der Zukunftskompetenz in allgemeine und ggf. stetige Lernprozesse bedarf es eines weiteren Schritts.

Das Portal IQES online („Instrumente für die Qualitätsentwicklung und Selbstevaluation an Schulen“) unterhält eine große Sammlung von Lern-Methoden und -systematiken. Im Bereich Kooperatives Lernen gibt es gleich zwei Methodenkoffer, ergänzt um Praxisleitfäden und -einordnung. Etwas kompakter setzt sich Inklusion Digital mit der (tool-)technisch/organistatorischen Struktur auseinander, die das Lernen im Team in Form von Mindmaps, Abstimmungswerkzeugen und Wikis unterstützt.

Fortgeschrittene Herausforderungen an die Infrastruktur und eine noch grundsätzlichere Vorbereitung erfordert der Ansatz des Netzwerks Digitale Bildung. Der dort skizzierte kollaborative Klassenraum ist speziell auf das Lernen in Zusammenarbeit ausgerichtet. Inseln für verschiedene Modi der Zusammenarbeit in Kleingruppen, ein Podium für die offene Gruppenbesprechung, multimediale Aufzeichnungs- und Wiedergabemöglichkeiten stehen zur Verfügung. Für die entsprechende technische Ausstattung ist gesorgt, was auch für einen angeschlossenen Bereich gilt, der weiterhin für Einheiten im Frontalunterrichts-Modus zur Verfügung steht.

Insgesamt ergibt sich das Bild einer Zukunftskompetenz, deren Erschließung im kompaktesten Beispiel nur an der Oberfläche bleibt und bei Vertiefungen schnell erweiterten Personal-, Zeit- und teilweise auch erheblichen Materialeinsatz erfordert. Was zu einer zunächst ernüchternden Analyse der aktuellen Gegebenheiten führt.

Herausfordernde Ausgangslage bei Teamarbeit im Schulalltag  und mögliche Unterstützung

„Lehrkräftemangel“, „Fehlende finanzielle Mittel für Schulen“ sowie ein „Träges System, in dem Veränderungen zu lange dauern“ markieren die Spitzengruppe „Herausforderungen im deutschen Schulsystem“ in einer Umfrage der Bundeszentrale für politische Bildung und des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Hohe Dominanz des zu vermittelnden Lehrstoffes und wenig Raum für Methoden diagnostiziert der Gymnasiallehrer Niels Winkelmann in seinem Blog dem Lehrbetrieb und weist auf den hieraus entstehenden Ballast für die Einbeziehung innovativer Lehrmethoden hin.

Angesichts dieser ebenso umfassenden wie wohlbekannten Probleme wird schnell offenbar, dass eine Ideallinie, oder auch nur die Annäherung an eine solche, auf dem Weg staatlicher Schulen und anderer öffentlicher Bildungseinrichtungen bisweilen nicht zustande kommt. Entsprechend gilt es, eine Benachteiligung zu verhindern für diejenigen, die keinen oder nur wenig Zugriff haben auf ergänzend unterstützende Einrichtungen.

Die Chancenstiftung leistet hier einen Beitrag, indem sie besonderen Wert darauf legt, das Arbeiten in Kleingruppen zu fördern. Das ermöglicht nicht nur der lehrenden Person, besser auf etwaige Fragen und Unklarheiten einzugehen. Es eröffnet einen Lernraum für die Kinder und Jugendlichen und die Möglichkeit, gemeinsam Gespräche in der Gruppe über offene Fragen und ungelöste Probleme zu führen. Es entstehen gemeinsame Aushandlungsräume, in denen individuelle Bedürfnisse ausgetauscht und gegenseitig Hilfestellung gegeben werden können. Ein Grundstein zur Teamkompetenz ist gelegt.

Joline, 8 Jahre und Stipendiatin der Chancenstiftung berichtet: „Bei der Nachhilfe habe ich Spaß beim Lernen und es fällt mir leichter. Die ersten guten Noten haben mich so glücklich gemacht. Es ist ein gutes Gefühl, dass es auch andere mit den Problemen gibt und wir uns in der Gruppe helfen.“

Ob auf dem Weg zu „Future Skills“ oder auch einfach nur aus gesundem Menschenverstand und einem Gespür für Gruppen: Erfolgserlebnisse bei Gruppenarbeiten und in Projekten führen zu höherer Motivation und größerer Zufriedenheit. Die Erfahrung stärkt das Beziehungsgefüge zwischen den Schüler*innen und Lehrer*innen und führt zu mehr gelassener Selbstsicherheit. Ein wichtiger Vorgang, denn: nur wer mit anderen Menschen interagieren und zusammenarbeiten kann, kann sich dauerhaft erfolgreich weiterbilden und sich auch aktiv in die Gesellschaft einbringen.

Zukunftskompetenzen bei der Chancenstiftung

Die Chancenstiftung sieht in der Förderung von Zukunftskompetenzen den Schlüssel zu unserer gemeinsamen Zukunft – wie bereits im Artikel „Zukunftskompetenzen bei der Chancenstiftung“ verdeutlicht. Im Rahmen der Betreuung der Stipendiat*innen konzentriert sich die Chancenstiftung auf unterschiedliche Schlüsselkompetenzen. Die Fähigkeit, gut im Team zusammenzuarbeiten, ist eine davon.

Zukunftskompetenzen bei der Chancenstiftung

Die Chancenstiftung sieht in der Förderung von Zukunftskompetenzen den Schlüssel zu unserer gemeinsamen Zukunft – wie bereits im Artikel „Zukunftskompetenzen bei der Chancenstiftung“ verdeutlicht. Im Rahmen der Betreuung der Stipendiat*innen konzentriert sich die Chancenstiftung auf unterschiedliche Schlüsselkompetenzen. Die Fähigkeit, gut im Team zusammenzuarbeiten, ist eine davon.

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